Die durch das Coronavirus ausgelöste Wirtschaftskrise schlägt immer höhere Wellen. Für Pascal Kuchen, CEO der La Collective de Prévoyance – Copré zählt jetzt vor allem eines: Nicht aufgeben! Jetzt Kursverluste zu realisieren, anstatt die nächste Hausse abzuwarten, wäre kurzsichtig.

 

«Wir haben nichts verkauft», so Pascal Kuchen, welcher nach über 20 Jahren bei AXA seit Februar 2018 CEO der La Collective de Prévoyance – Copré ist. Insgesamt verwaltet Copré 3,2 Milliarden Franken Anlagevermögen für 17’000 versicherte Personen und Rentenbezüger/innen sowie 1020 angeschlossene Unternehmen in der ganzen Schweiz. Derzeit, so der Experte für berufliche Vorsorge, ist der Markt noch sehr volatil – manche Börsensitzungen schliessen im Plus, andere dagegen im Minus. Institutionellen Anlegern rät er, nicht in Panik zu verfallen und abzuwarten, bis die Märkte in ein ruhigeres Fahrwasser zurückfinden. Die Pensionskassen werden in der heutigen Lage massiv auf die Probe gestellt.

«Ruhe bewahren – dies ist die Devise für institutionelle Anleger»
Der Deckungsgrad von Copré lag Ende 2019 bei 108,2%; heute sind es noch ungefähr 100%. «Die Portfolios verzeichnen bedeutende Buchverluste. Wir mussten auf die Schwankungsreserven zurückgreifen. Glücklicherweise haben sich Anfang Jahr eine Reihe von Unternehmen bei uns angeschlossen und für eine bedeutende Liquiditätszufuhr gesorgt».
In diesen schwierigen Zeiten geht es vor allem darum, so Pascal Kuchen, dass «die institutionellen Anleger Ruhe bewahren, starke Nerven beweisen und vor allem nicht dem Verkaufsdruck nachgeben und die gesamten Verluste realisieren». Er ist der Ansicht, dass die Märkte sich erholen und eine neue Hausse einleiten werden. Gleichzeitig weist er auf zwei grosse Unbekannte hin: «Wir wissen nicht, wann die Talsohle dieser bedrückenden Korrektur erreicht sein dürfte und wir wissen auch nicht, wie lange es dauern wird, bis die Kursniveaus vor dem COVID-19-Crash wieder erreicht sind». Seit Jahresbeginn hat der SMI 16% verloren, der europäische STOXX 600 erfuhr einen Einbruch von 25% und die im S&P 500 vertretenen US-amerikanischen Aktien handeln um 22% tiefer. Der Rückgang des Index des Schweizer Marktes von 11’000 auf 9’000 Punkte, in welchem Copré recht intensiv investiert ist –ist für Pascal Kuchen keine Katastrophe. «Für uns ist dies ein Anlass, unsere Positionen weiterzuführen und sogar neue Mittel progressiv in Aktien zu investieren und so die Baisse zu nutzen».
Der CEO von Copré ist der Ansicht, dass Schweizer und weltweite Aktien (SMI und MSCI) Chancen für Anleger bergen, die sich erneut im Markt engagieren möchten. Im Gegenzug hält er es für angebracht, die Schwellenlandmärkte zu vermeiden. «Den Anlegern fehlen wesentliche Informationen zu diesen Märkten, sie sind nicht transparent genug, als dass man wissen könnte, was sich effektiv etwa in Russland oder Brasilien abspielt». Zahlreiche Marktbeobachter sprechen bereits von einer anstehenden zweiten Krisenwelle, sobald die äusserst negativen Arbeitslosenquoten, Konsumzahlen und Unternehmensergebnisse veröffentlicht werden.

«Der Markt hat diese schlechten Nachrichten bereits eingepreist.»
Pascal Kuchen geht davon aus, dass der Markt diese schlechten Nachrichten zum Teil bereits in die Börsenkurse eingepreist hat, da die Unternehmen den weiteren Jahresverlauf mit ihren sukzessiven Ankündigungen bereits vorgespurt haben. Er bezweifelt aber, dass die Zentralbanken noch über grossen Spielraum verfügen, falls die Wirtschaft weitere Ankurbelungsmassnahmen benötigt.
La Collective de Prévoyance – Copré ist zu 16% in Anleihen und zu 28% in Aktien investiert. Die Anlagekommission hat sich vorgenommen, die Aktienquote mit Hilfe der Neugelder allmählich auf 32% der Gesamtallokation zu erhöhen. Im Übrigen ist das Portfolio zu 32% in Schweizer Immobilien und zu 6% in ausländische Immobilien allokiert; 17% der Gesamtallokation sind alternativen Anlagen (z. B. Private Equity, Senior Loans oder Infrastrukturinstrumente) vorbehalten. Somit verbleiben 10% an liquiden Mitteln, die laut Pascal Kuchen nach und nach auf 3% heruntergefahren werden sollen.

 Dieser Artikel erschien am 31.03.2020 in der Bilan Online
Autorin: Myret Zaki